8. November 2022

2. Jugendrat in Brandis

made by YOUTH oder: Von der Beteiligungsente

Wie wird der Brandiser Jugend(bei)rat zukünftig gewählt und welche Aufgaben übernimmt er? Welche Rolle spielen die weiterführenden Schulen? Und wie kann das bereits bestehende Jugendbüro spoc (space of change) die Anliegen der Jugendlichen unterstützen? Die gelosten Schüler:innen aus Brandis haben die Ergebnisse des ersten Jugendrates ausgearbeitet und an Ideen für ein langfristiges Jugendbeteiligungskonzept gefeilt. Und außerdem die Beteiligungsente erfunden.

Was bisher geschah: Ende September trafen sich 60 Schüler:innen des Gymnasiums und der Oberschule Brandis in einem Jugendrat. Die per Los bestimmten Jugendlichen ab der 7. Klasse entwickelten dabei erste Ideen zur Jugendbeteiligung in ihrer Stadt. Bis zum Termin des zweiten Jugendrates wurden die Ergebnisse in den Klassen der gelosten Teilnehmer:innen diskutiert. So sollte sichergestellt werden, dass alle Jugendlichen die Möglichkeit haben, einen Beitrag im Findungsprozess zum Jugendbeteiligungskonzept in Brandis zu leisten. Auch in Berlin wurde die Zwischenzeit genutzt: Auf Grundlage der Ideen und Vorschläge der Jugendlichen arbeitete das Team von Es geht LOS ein vorläufiges Konzept aus.

Mit diesem Konzeptvorschlag startete am Mittwoch den 2. November 2022 der zweite Tag des Jugendrats in der Mitmach-Stadt Brandis. Im Zentrum des vorläufigen Beteiligungskonzeptes stehen nicht nur neu einzurichtende Gremien wie ein anonym gewählter Jugendbeirat oder ein jährlich geloster Jugendrat – auch bestehende Formen der Bürger:innenbeteiligung können für jugendliche Forderungen nutzbar gemacht werden.

Während des ersten Termins hatte sich gezeigt, dass die Arbeit in Kleingruppen gut funktioniert, während Diskussionen im Plenum mit 60 Schüler:innen schwierig sind – denn nicht alle trauen sich, in einer so großen Runde mit vielen neuen Gesichtern das Wort zu ergreifen. Für die zweite Runde setzte Es geht LOS daher auf kleinere Gruppen, in denen die Schüler:innen verschiedene Stationen durchliefen. Diskussionen, Rollenspiele oder die Entwicklung erster Umsetzungsstrategien für bestimmte Themen.

Inhaltlich diskutierten die Schüler:innen, wie und in welchem Rahmen ein Jugendbeirat gewählt oder wie dieser im Stadtrat vertreten sein kann und wie ein ergänzender, geloster Jugendrat die Vielfalt der jugendlichen Perspektiven abbilden kann. Mithilfe eines interaktiven Rollenspiels setzten sich die Schüler:innen mit dem in Brandis bereits bestehenden Bürgerfonds auseinander. Dabei wurde thematisiert, welche Informationen die Schüler:innen brauchen, welche Rolle der gewählte Jugendrat dabei einnimmt und wie die Projektideen in den Schulen entwickelt und abgestimmt werden können.

Dass es aus Perspektive der Jugendlichen Veränderungsbedarf in der Stadt gibt, hatte sich bereits im ersten Jugendrat gezeigt. Darauf aufbauend brachten die gelosten Schüler:innen als Sprachrohre ihrer Klassen die Ideen und Themen ihrer Mitschüler:innen in den Jugendrat ein. Die Themen mit der größten Dringlichkeit – etwa die Taktung der Busse zum Schulbeginn sowie der Wunsch nach Freiräumen und Begegnungsorten für junge Menschen – waren Ausgangspunkt für die nach der Mittagspause folgenden Gruppenarbeiten.

Um die Jugendbeteiligung in Brandis gleichzeitig erzählbar zu machen, entwickelten die Jugendlichen Ideen zur Kommunikation des Konzeptes. Als ein Highlight stellte sich hier die Logo- und Slogan-Station heraus, bei der die Schüler:innen ihrer Kreativität freien Lauf ließen. So entstand unter anderem die Beteiligungsente made by YOUTH als Logo, für das sich in einer Abstimmung am Ende des Jugendrates eine Mehrheit der Schüler:innen aussprach (siehe unten).

Diese Mischung aus inhaltlicher Arbeit und kreativem Freiraum schien bei den Jugendlichen gut anzukommen. So bewerteten die Jugendlichen das zweite Treffen als interessanter und interaktiver als beim ersten Mal. Durch den Jugendrat ist auch die anfängliche Skepsis gegenüber der Zufallsauswahl per Los gewichen: „Im Nachhinein sehe ich in gelosten Jugendräten die Chance, dass auch Schüler:innen, die sich sonst nicht engagieren, ihre Lust an der Politik entdecken und sich nach dem Jugendrat weiterhin einbringen,“ berichtet Julie, die dem Los vorher noch misstrauisch gegenüberstand. Die Lust an der Politik haben tatsächlich einige Schüler:innen gefunden – so etwa Loreen. Wären die Teilnehmenden von den Mitschüler:innen gewählt worden, hätte sie sich nicht für einen Jugendrat aufstellen lassen. Dass das Los dann auf sie fiel, hat sie gefreut. Der Zuspruch und das Zutrauen ihrer Mitschüler:innen, die sagten: “Das ist doch was für dich”, haben sie zusätzlich bestärkt, mitzumachen. Und nicht zuletzt: Bei 33 abgegebenen Stimmen sind 31 der Schüler:innen nun davon überzeugt, in ihrer Kommune etwas verändern zu können.

Am Abend des selben Tages wurden die Ergebnisse der Jugendlichen schließlich der Öffentlichkeit präsentiert. Wie die sächsische Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung die Ergebnisse der Jugendlichen bewertete und welche Erkenntnisse und Forderungen die Jugendlichen aus den beiden Jugendräten mitgenommen haben, ist hier zu lesen.

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